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  Alle Foto: Amiblu Germany GmbH
Bild 1 (links): Die Montage der Amiscreen-Elemente wurde während des laufenden Betriebes realisiert. Zwischenzeitliche Einstauereignisse mussten beachtet werden und waren von Anfang an eingeplant.
Die Schmutzfracht ist das Problem
In Deutschland gab es laut Statistischem Bundesamt1) im Jahr 2016 rund 25.123 Regenüberlaufbecken. „Der Großteil stammt aus den 1960er- bzw. 1970er-Jahren und ist unterirdisch aus Beton errich- tet worden“, erläutert Uwe Napierski (Amiblu Vertriebsleiter für Sonderanwendungen) die Situation. Damals bestand die einzige Aufgabe darin, bei Regenereignissen das mit Niederschlagswasser verdünnte Mischwasser zunächst zur hydraulischen Entlastung des Kanalnetzes sowie der Kläranlage zwischenzuspeichern und dann nach und nach in die Kanalisation abzugeben bzw. im Falle der Voll- füllung des Beckens direkt in ein angrenzendes Gewässer zu ent- lasten. Im Laufe der Jahre aber haben sich die Normen und Regel- werke hinsichtlich der technischen Ausrüstung dieser Anlagen deutlich verschärft. Wobei das Hauptaugenmerk auf der Reduzie- rung des Schmutzfrachteintrages in die Gewässer lag. Eine Rolle spielte dabei auch, dass sich Anwohner nach starken Regenfällen über sichtbare Schmutzstoffe aus dem Abwasser beschwerten, die teilweise als Rückstände in den Gräben und in den Sträuchern an den Randbereichen der Vorfluter zurückblieben.
Sauber ist das Ziel
„Im Rahmen des Gewässergüteprojektes Prim hat die Tiefbauver- waltung der Stadt Spaichingen festgestellt, dass es nach Stark- regenereignissen einen gewissen Schadstoffeintrag in die Prim gibt“, erläutert Dietmar Hagen vom Ingenieurbüro Breinlinger. „Als Ursache konnten hierfür unter anderem die Abschläge aus den Re-
Bild 2: Insgesamt fünf Rohrstränge mit jeweils einer Länge von 18 Metern halten in Spaichingen zukünftig die Grobstoffe zurück. Das installierte Amiscreen-System besitzt eine Rechenfläche von177 Quadratmetern, was einer Schwellenlänge bei einem klassischen Rechensystem von über 177 Metern entspricht.
genüberlaufbecken entlang des Weppachs ausgemacht werden. Bei dem jetzt sanierten Becken Längelenweg gab es zusätzlich das Pro- blem, dass das Wasser über den Weppach direkt in ein Naherho- lungsgebiet mit einem Ententeich gelangt und sich dort die abge- schwemmten Stoffe und Hygieneartikel gesammelt haben“, so Hagen weiter zur konkreten Ausgangssituation. Erste Ideen, den Schmutzstoffeintrag zukünftig zu vermeiden, waren ein Umbau des gesamten Regenüberlaufbeckens und der Einbau einer klassischen Rechenanlage. „Diese Rechen verstopfen aber relativ schnell und mechanische, sich selbstreinigende Anlagen sind mitunter sehr wartungsintensiv und führen erfahrungsgemäß immer wieder zu Problemen“, beschreibt Napierski die bekannten Nachteile. Zudem führen Rechenanlagen, die auf der Ablaufschwelle montiert wer- den, zu einer Vergrößerung der Aufstauhöhe und damit zu einem höheren Rückstau oder alternativ zu einem verringertem Stau- raumvolumen.
Je größer, desto besser
Genau an diesem Punkt setzt die von Amiblu entwickelte System- lösung „Amiscreen“ an. „Vor ungefähr 10 Jahren haben wir damit begonnen, uns Gedanken über die Beschaffenheit eines Rechens zu machen, der weder schnell verstopft noch nach jedem großen Regenereignis inspiziert und gereinigt werden muss“, erläutert Napierski die ersten Schritte der umfänglichen Entwicklungsarbeit. „Darüber hinaus sollte der Rechen ohne mechanische oder elektro- nische Elemente funktionieren, um auch hier eine Fehleranfälligkeit
KRV Nachrichten, Mai 2022
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