Page 34 - KRV Nachrichten 2022

Bild: Georg Fischer DEKA GmbH
Bild 10: Auswirkung der Unterschiede von PVC-Rezepturen in der Praxis im GFK-Verbundrohrleitungsbau: Kompletter Abtrag infolge Korrosion einer aus nicht-spezifizierter PVC-C Platte gefertigten Reduktion nach dreijährigem Kontakt mit chlorgesättigter Salzsole (Anolyt) bei T = 88 °C; die aus DEKADUR C gefertigten Rohre sind hingegen noch in einem ausgezeichneten Zustand.
Bild: Georg Fischer DEKA GmbH
Bild 11: IR-Stumpfschweißung von GF-Druckrohrleitungs-Komponenten aus PVC-U
natürlich auch die Verbindungstechnik ein entscheidendes Thema. Durch die Einhaltung strengerer Toleranzen als in den entsprechen- den Normen gefordert, bietet Georg Fischer eine Vorsteckbarkeit im gesamten System, welches üblicherweise mittels Kleben gefügt wird. Dies ist aufgrund der einfachen Handhabung und der Ver- fügbarkeit von speziell qualifizierten Klebesystemen in einer Viel- zahl von Anwendungsfällen seit Jahrzehnten eine sichere Verbin- dungstechnik. Unter dem Einfluss bestimmter Chemikalien/ Betriebsbedingungen kann jedoch die Klebung eine Schwachstelle in der chemischen Beständigkeit darstellen.
Es hat sich daher seit Jahrzehnten im Bereich des Liner-Verbund- rohrleitungsbaus für PVC-U und nachchloriertes PVC (PVC-C) zur Verbindung das Draht- und auch das Heizelement-Stumpfschwei- ßen etabliert, deren Details in den einschlägigen Richtlinien des Deutschen Vereins für Schweißtechnik (DVS) geregelt sind. Um das Schweißen auch für rein-thermoplastische PVC-U Rohrleitungs- systeme zugänglich zu machen und gleichzeitig den Aufbau von Schweiß-Spannungen und Wulstbildung bestmöglich zu minimie- ren, hat Georg Fischer das für Polyolefine und PVDF häufig einge- setzte IR-Stumpfschweißen in langjähriger Entwicklungsarbeit nun für das PVC-System nutzbar gemacht. Hierzu mussten neben der Investition in neue Formen zunächst das geeignete Prozessfenster ermittelt und überprüft sowie die mechanische Festigkeit und che- mische Beständigkeit der Verbindung verifiziert werden. Derzeit wird das IR-Schweißen von PVC-U mit einem kleinen Sortiment mit Start im Dimensionsbereich AD 25 und 50 mm kommerzialisiert, welcher schrittweise erweitert wird. Wichtige Vorteile dieser Ver- bindungstechnik sind neben der optimalen chemischen Beständig- keit der Verbindungsstelle, dem nur sehr kleinen Schweißwulst
(s. Bild 11) und der Reproduzierbarkeit/Dokumentation des Schweißvorgangs vor allem die gegenüber einer Klebung sehr viel schnellere Belastbarkeit der Verbindung.
Sehr interessante Erweiterungen in der Verwendung kündigen sich bei IR-geschweißten PVC-Rohrsystemen im Bereich der Reinst- medien-Logistik dadurch an, dass nun keine Einflüsse von mit der Zeit austretenden Lösungsmittel-Molekülen aus dem Klebstoff be- rücksichtigt werden müssen und damit ein außerordentlich leis- tungsfähiges Rohrsystem in einem attraktiven Preissegment zur Verfügung steht.
PVC wird „grün“
Ein derzeit besonders prominentes Innovations-Thema, welches selbstverständlich auch beim PVC-Rohr Anwendung findet, ist die Nachhaltigkeit. Als erster „kleiner“ Schritt lässt sich hierbei die Pro- duktion des PVC-Harzes unter Einsatz von regenerativ erzeugter elektrischer Energie betrachten, wodurch sich der CO2-Fußabdruck bereits um im Mittel 25 % reduzieren lässt5). Ein deutlich größerer Schritt ergibt sich beim Einsatz von PVC, bei dem bei der Synthese des Einzelbausteins (Monomer) der PVC-Kette, dem Vinylchlorid, nicht auf aus Erdöl hergestelltes Ethylen zurückgegriffen wird. Stattdessen wird das Ethylen beispielsweise aus Abfallstoffen aus der Papierindustrie aus nachwachsenden Rohstoffen (nachhaltig erzeugtes Holz) durch speziell hierfür entwickelte Verfahren er- zeugt. Mit Verweis auf anerkannte Normen (DIN EN 16760) wird auf diese Weise ein technisch identisches Roh-PVC mit gegenüber konventionell aus fossilen Quellen basierendem PVC um über 90 % reduzierten CO2-Fußabdruck zugänglich6). Dass dies nicht nur Gedanken für eine mögliche Zukunft sind, sondern bereits umge-
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KRV Nachrichten, Mai 2020