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Foto: ©Georg Fischer DEKA GmbH
GF DEKA arbeitet bei der Fremdüberwachung zur DVGW-Trinkwas- ser-Zulassung der grauen DEKADUR Druckrohre im Abmessungs- bereich von 20 – 225 mm Außendurchmesser in der Druckstufe PN 10/16 ( SDR 21/13,6) mit dem DVGW Cert als Zertifizierungs- gesellschaft (mit ihrem Zertifizierungsprogramm GW335-A1), dem TZW (Technologiezentrum Wasser, Karlsruhe) als Prüfstelle für die Hygiene-Prüfung gemäß KTW-BWGL und mit dem IMA (Institut für Materialforschung und Anwendungstechnik, Dresden) als Prüfstelle für die thermo-mechanischen Untersuchungen zusammen.
Die „Hygienezertifizierung“ des DVGW Cert (System 1+)
Dieses Zertifizierungsprogramm, welches den offiziellen Titel „Konformitätsbestätigung der trinkwasserhygienischen Eignung, Verfahren 1+ (ZP 1000)“ trägt, gliedert sich in mehrere Bereiche:
a) Eine Erstbegehung
b) Die Typenprüfung (alle 5 Jahre)
c) Die jährliche Überwachungsprüfung mit Audit
Im Rahmen der Erstbegehung erfolgt eine persönliche Inspektion des Zertifizierers mit einem Vertreter der Prüfstelle (TZW), um sich vor Ort ein Bild von der Rohstofflagerung, deren Logistik, dem Pro- duktionsprozess selbst, evtl. (thermischen) Nachbehandlungen sowie der Verpackung und Lagerhaltung zu machen.
Nach formaler Beantragung der Zertifizierung unter exakter Benennung der jeweiligen Materialien und ihrer genauen Rezep- turbezeichnung erfolgt dann die Typenprüfung, die sich wiederum in folgende Teilbereiche aufgliedert:
a) Rezepturüberprüfung:
b) Die Migrationstests gemäß DIN EN 12873
c) Organoleptische/Sensorische Tests gemäß
DIN EN 1622
d) Mikrobieller Bewuchs gemäß DIN EN 16421-2
Die Rezepturprüfung basiert auf der durch Geheimhaltungsverein- barung abgesicherten Offenlegung der Formulierung des für die Herstellung der Rohre verwendeten Kunststoffs mit nachfolgender Bewertung gemäß Detail-Anforderungen der KTW-BWGL. Diese Überprüfung ist infolge der Informationskette der beteiligten Stel- len meist ein stark geschwindigkeitsbestimmender Schritt in der Typenprüfung, da nicht selten zusätzliche Offenlegungen von Sub- Rezepturen beteiligter Additive erforderlich werden. Durch Abgleich mit den gültigen Positivlisten ergeben sich dann die individuellen Detailanforderungen für spätere Migrations-Tests und die dabei relevanten spezifischen Migrationsgrenzen (SML-Werte). Geforder- te Nachweise können dabei auch technische Nachweisgrenzen überschreiten, sodass es in solchen Fällen zum Bedarf an Simula- tionen kommen kann.
In dieser Phase entscheidet es sich, ob die Rezeptur eines Werk- stoffs überhaupt für die Hygiene-Zertifizierung gem. KTW BWGL geeignet ist. Erst wenn dieser Aspekt positiv geklärt ist, machen die weiteren Untersuchungen im Rahmen der Typenprüfung überhaupt Sinn. Die Rezeptur-Überprüfung ist also ein extrem wichtiger
Bild 2: Vorgehen zur Prüfung des TON bei GF DEKA.
Bestandteil des Zertifizierungs-Konzeptes im Hinblick auf die Sicherstellung des Qualitäts-Standards des Trinkwassers.
Die dann folgenden Migrations-Tests können – je nach später be- absichtigter Anwendung (Kalt-, Warm- oder Heißwasser) – bei ver- schiedenen Temperaturen durchgeführt werden. Die dabei abge- fragten Grundanforderungen beziehen sich auf die Bereiche TOC, Geruch (s. u.), Trübung und Färbung. Nur diese Größen werden dann später auch in der jährlichen Überwachungsprüfung erneut abgefragt. Im Rahmen der Typenprüfungen wird zudem die Einhal- tung der o. g. individuellen SML-Werte sichergestellt.
Die mikrobiologische Bewuchsprüfung ist ebenfalls eine sehr zeit- aufwendige Prüfung, bei der das Wachstum von Mikroorganismen auf der Oberfläche der Prüfkörper im Kontakt mit Trinkwasser über einen Expositionszeitraum von bis zu 3 Monaten untersucht wird. Dieses Vorgehen nach DIN EN 16421 (Verfahren 2) entspricht in- haltlich der zuvor geläufigen Prüfung nach DVGW W 270.
Ein weiterer neuer Bestandteil der Hygiene-Zertifizierung ist die Überwachung eines hygienischen Parameters im Rahmen der werkseigenen Produktionskontrolle (WPK). Hierzu hat man sich auf das Vorgehen nach DIN EN 1622 verständigt. Es handelt sich hierbei um die regelmäßige Bestimmung des Geruchsschwellenwerts (Threshold Odour Number, TON). Mit dieser vergleichsweise ein- fachen Prüfung wird im Rahmen eines Panel-Tests mit mindestens drei Testpersonen sichergestellt, dass der Geruch des Trinkwassers durch die Rohrleitungssysteme möglichst nicht beeinflusst wird. Hierzu wird das zu prüfende Produkt für eine definierte Zeit mit Wasser in Kontakt gebracht und aus diesem Prüfwasser eine Ver-
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KRV Nachrichten, Juni 2023