Kreislaufwirtschaft

Status quo

Jährlich fallen in der EU mehr als 2,5 Milliarden Tonnen Abfall an. Um diese Menge deutlich zu reduzieren, hat Europa die Weichen in Richtung „Kreislaufwirtschaft“ gestellt, die vor allem auf Ressourcenschonung und das Recycling von Rohstoffen setzt. Hierzu legte die EU-Kommission im März 2020 einen Aktionsplan vor. In Deutschland trat im Oktober 2020 das novellierte Kreislaufwirtschaftsgesetz in Kraft. Ziele sind unter anderem, die Kreislaufwirtschaft ökologisch weiterzuentwickeln sowie das Ressourcenmanagement und die Ressourcen effizienz zu steigern. Die EU hat gleichzeitig Ende 2020 mit der „Plastikabgabe“ ein Instrument der Eigenmittel finanzierung beschlossen. Es soll einen Anreiz für die Mitgliedstaaten schaffen, weniger Kunststoffe in Verkehr zu bringen. Weitere EU-Initiativen, wie die Überarbeitung der Ökodesign-Richtlinie oder der Aktionsplan für die Entwicklung einer ökologisch-biologischen Produktion, dienen der Förderung umweltverträglicher Produkte und nachhaltiger Herstellungsprozesse.

Relevanz für den KRV

  • Die Umstellung von einer linearen auf eine Kreislaufwirtschaft betrifft die Kunststoffrohr-Industrie mit Blick auf den Lebens zyklus ihrer Produkte und Systeme, der sich in der Regel über viele Jahrzehnte erstreckt, unmittelbar. Schon heute trägt das etablierte Recyclingsystem für Kunststoffrohre zum Erreichen der UN-Ziele (SDG 8; „Menschen-würdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“, SDG 9; „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ und SDG 12; „Nachhaltiger Konsum und Produktion“) bei. 
  • Nicht zuletzt durch ihr Bekenntnis zu den Nachhaltigkeitszielen der UN übernimmt die Kunststoffrohr-Industrie aktive Verantwortung. So ist der Anteil von Recyclingware bei der Produktion kontinuierlich gestiegen, auf aktuell 50.000 Tonnen jährlich. Unser Branchenziel: recyclebare Neuprodukte sowie die Verwertung von Rezyklaten! 
  • Etwaige zusätzliche Steuern auf Kunststoffe in Deutschland würden für einheimische Unternehmen einen Wettbewerbsnachteil gegenüber ihren ausländischen Mitbe wer bern bedeuten. Insbesondere vor dem Hintergrund eines großen Bedarfs an Kunststoffrohren für die zu schaffende Infrastruktur der Energiewende darf die heimische Industrie nicht benachteiligt werden. 
  • Abfälle, speziell Kunststoffabfälle, sind eine wertvolle Ressource. Das Ziel eines vollständig geschlossenen Kunststoffkreislaufs wird erst durch chemisches Recycling ermöglicht, das ergänzend zu mechanischen Verfahren eingesetzt werden kann. Das chemisch recycelte Material besitzt eine Qualität wie Neuware und könnte für die Kunststoffrohr-Industrie wichtige Grundstoffe liefern.
  • Der KRV sieht einen hohen Aufklärungsbedarf in der Bevölkerung, um Vorbehalte gegen den Einsatz von Rezyk laten abzubauen, insbesondere in Bezug auf Hygiene und Gesundheitsschutz.

Handlungsempfehlungen

Durch ihre aktive Rolle bei der Entwicklung nachhaltiger Produktionsverfahren, ihre Expertise beim Recycling und ihre Bedeutung für die Infrastruktur in Deutschland ist die Kunststoffrohr-Industrie ein wichtiger Partner der Politik beim Aufbau einer umfassenden Kreislaufwirtschaft. Der KRV empfiehlt daher:

  • eine Anerkennung des chemischen Recyclings als Schlüsseltechnologie in der Kreislaufwirtschaft. Insbesondere bei bislang nicht recycelbaren Abfällen muss ergänzend zum mechanischen Recycling eine hinreichende Technologieoffenheit für chemische Verfahren bestehen.
  • verbindliche Aufnahme des Recyclinganteils bei der Kunststoffrohr-Industrie in die offiziellen Produktionsgüter-Statistiken durch das Statistische Bundesamt.
  • keine zusätzlichen Steuern auf solche Kunststoffprodukte, die als langfristige Investitionsgüter dem Aufbau und dem Erhalt der Infrastruktur dienen.
  • die Durchsetzung höchster Qualitäts- und Hygienestandards zum Schutz der Gesundheit beim Einsatz von Rezyklaten.
  • die Nutzung der Expertise und des Know-hows der Industrie bei der Umstellung auf die Kreislaufwirtschaft: Branchenlösungen und Selbstverpflichtung gehen beim Recycling vor staatliche Regulierung.
  • die verstärkte Förderung von Forschungsprojekten und innovativen Start-Ups zur Weiterentwicklung von Technologien im Recyclingbereich.